Sonntag, 9. Januar 2011

Was ist nur los mit mir?

Das ist ein Text aus einer Email, die ich im Oktober an einen anderen Wombtwin-Survivor geschrieben habe:

Mir gehts beschissen und ich hab eigentlich keine Ahnung wieso. Vieles macht mich über verhältnismässig traurig, alles berührt mich viel mehr als sonst, ich weine bei Filmen die mich zwar normalerweise berühren würden, aber bei denen ich nicht gleich weinen würde.

Alles ist irgendwie trostlos und bedrohlich zu gleich. Ich kann nicht mehr schlafen weil mich die Englischprüfung stresst, aus Angst sie nicht zu bestehen, ich träum schon von den Aufgaben etc. Bin ich in der Klasse geht es mir aber gut, ich fühle mich wohl und verstehe das meiste.
Kaum ist die Schule aber aus, weiss ich nicht mehr was tun und werde gleich deprimiert. Vorhin kam mir der Gedanke zu meinen Eltern zu gehen, vielleicht unternehmen sie etwas und ich wär abgelenkt, aber sie waren nicht zuhause und ausserdem war ich in letzter Zeit allzu häufig dort.

Sind das Depressionen? Im Zug musste ich mit aller Kraft mich beherrschen, die Tränen wollten andauernd kommen und ich blinzelte wie verrückt. Zuhause angekommen (mein Mann ist einkaufen), habe ich Jacke und Tasche agelegt, bin ins Schlafzimmer gerannt und habe mich weinend auf das Bett geschmissen.

Was ist nur los mit mir?

Ich hab auch plötzlich Angst um meine Eltern, das Gefühl auf den Fotos von Dienstag sehen sie so verlassen aus irgendwie, ich mach mir daher Sorgen, hab noch mehr Horror wenn sie dann irgendwann sterben werden, wohl weil mir bewusst wird, dass ich dann ganz alleine bin (ausser restlichen Verwandten und meinem Mann). Ich kann mir nicht vorstellen was ich dann ohne sie tue wenn's mir mies geht, oder meinem Mann mies geht (er ist krank) und ich jemanden zum reden brauch etc.

Einmal tief durchgeatmet habe ich mich etwas beruhigt aber ich habe so viele Dinge im Kopf und wenn ich daran denke, könnte ich gleich wieder losheulen.

Anmerkung:

Diese bedrohliche Stimmung kann fast aus heiterem Himmel plötzlich auftauchen und es ist irgendwie als würde sie mich verschlingen wollen, wie Nebel der kommt und einem plötzlich total umgibt. Glücklicherweise habe ich einen Mann, der dem "Thema Verlorener Zwilling/Wombtwin-Survivors sehr offen gegenübersteht und mich nach besten Kräften zu verstehen versucht und aufzufangen versucht. Obwohl er selber seit mehreren Jahren an Panikattaken, Schlafproblemen und Depressionen leidet, versucht er in solchen Momenten an meiner statt stark zu sein und wächst fast über sich hinaus.

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