Donnerstag, 17. Februar 2011

'Leben' und 'Tod' sind Zwillinge

So ein starkes Auf und Ab, wie ich es erlebe, ist besser als jede Achterbahnfahrt.
Den einen Tag bin ich down, müde und depressiv, will alles nur beenden und aufgeben. Dann schaffe ich es, meistens mit Hilfe von Freunden (danke Rina^^) oder webseiten über wombtwin survivor, mich aus der Krise zu ziehen und zu überzeugen, dass es weitergehen wird.
Und am nächsten Tag fängt alles wieder von Vorne an, und das Leben kommt mir wie ein Kampf vor, den ich sowieso nicht gewinnen kann.
In vielen Situationen hilft es mir, mir vorzustellen, dass mein Zwilling da ist und was sie sagen würde. Oder einfach mit ihr zu reden, ganz selbstverständlich wie sonst nichts. Und daran zu denken, dass niemand an ihrem Tod Schuld ist; sie weder mich verlassen hat noch ich ihr den Platz weggenommen habe.
Das ist echt ein Lernprozess, aber immerhin erkenne ich Fortschritte, anstatt wie viele Jahre lang nur im Dunkeln umher zu irren.

Samstag, 5. Februar 2011

Friedhofsbesuch bei meinem Grossvater

Letzte Woche ging ich nach langem wieder einmal auf den Friedhof zum Grab meiner Grosseltern.

Schon während der Fahrt war es ein komisches Gefühl und je näher der Bus der Haltestelle kam wo ich rausmusste umso schlechter ging es mir. Ich hatte Mühe meine Tränen zurückzuhalten, ich vermisse zwar meinen Grossvater sehr, aber es ist jetzt nicht so dass ich jeden Tag an ihn denken würde, daher hat mich diese extreme Trauer selber ziemlich überrascht.

Auf dem Friedhof beim Grab angekommen erzählte ich meinen Grosseltern, vorallem meinem Grossvater zuerst so wie es uns allen geht, damit er auf dem Laufenden ist. Die Gefühle überrollten mich irgendwie, ich bekam eine Wut im Bauch, klar habe ich mich mit meiner Grossmutter nicht immer verstanden und sie hat meinen Grossvater manchmal recht unterdrückt, aber ich glaube diese Wut hatte auch da einen anderen Grund im Hintergrund, den Hintergrund des Zwillings.

Bei meinem Zwillingsbruder Bruno, habe ich keinen Platz wo ich hingehen kann, einen Platz wo er "ist", wo man trauern kann, mal Blumen hinstellen oder sowas.
Ich denke in diesem Augenblick am Grab vermischten sich die Gefühle, sie überschnitten sich. In dem Moment begriff ich das noch nicht so klar, aber ich habe ziemlich klare Worte gesprochen, meine Grossmutter ziemlich zu Unrecht stark kritisiert, dabei konnte sie für ihre Art doch auch nicht viel dafür.

Auf dem Heimweg bekam ich dann plötzlich ein schlechtes Gewissen und war selber erstaunt wie heftig ich auf dem Friedhof reagiert habe und was da alles rausgekommen ist und ich stellte plötzlich fest, dass mir ein Platz fehlte, wo ich Bruno "besuchen" konnte, dass es für mich keinen Ort gab wo ich dafür hinkonnte.

Ich beschloss mir irgendwo einen Platz auszusuchen wo ich hinkann wenn ich traurig bin, wo ich mich Bruno näher fühle, mit ihm reden kann, alleine sein kann. Irgendwo an einem Ort, einer Stelle wo es ihm auch gefallen hätte.

Klar kann ich mit Bruno eigentlich überall reden, auch zuhause in den eigenen 4 Wänden, oder draussen, aber trotzdem habe ich irgendwie das Bedürfnis noch so eine spezielle Stelle zu haben.